Mitterteicher Persönlichkeiten


Bild "Persönlichkeiten:neidl.jpg"Geistlicher Rat Josef Neidl

geb. 28.12.1896 in Michaelspoppenricht
Priesterweihe am 29.06.1922
von 1935 - 1971 Stadtpfarrer in Mitterteich
gest. am 10.11.1976


Josef Neidl absolvierte die humanistische Schule und studierte in Regensburg Philosophie und Theologie. Von 1915 bis 1919 wurde er zum Kriegsdienst herangezogen, den er als Leutnant beendete. Nach seiner Priesterweihe im Jahre 1922 wirkte er als Kaplan in Mamming, Sandsbach, Gerzen, Hirschau, an der St.-Josefs-Kirche in Weiden und schließlich an St. Emmeran in Regensburg.

Am 1. Dezember 1935 berief ihn der Bischof als Stadtpfarrer nach Mitterteich. Unter seiner Leitung wurden das Schwesternwohnhaus, das Josefsheim sowie das Hedwigsheim gebaut. Nicht zuletzt setzte er sich auch für den Bau eines 25-Familien-Wohnhauses (Michaelsbau) des Diözesanwerkes ein. Vor allem aber sorgte Josef Neidl für den Ausbau und die Verschönerung des Mitterteicher Stadtfriedhofs. 1950 wurde er zum Dekan des Dekanates Tirschenreuth ernannt. Bereits sechs Jahre später ernannte ihn der Mitterteicher Stadtrat angesichts seiner großen Verdienste um die Stadt zum Ehrenbürger. 1961 wurde Neidl aus Anlaß seines 25-jährigen Wirkens als Stadtpfarrer in Mitterteich eine weitere Ehre zuteil. Bürgermeister Robert Lindig überbrachte den einstimmigen Beschluß des Stadtrates, die Verbindungsstraße zwischen Zanklgartenstraße und Dr.-Theobald-Schrems-Straße in "Josef-Neidl-Straße" zu benennen.

Am 10. November 1976, kurz vor seinem 80. Geburtstag, trauerte ganz Mitterteich um seinen Ehrenbürger.
Die Stadt, die er vierzig Jahre hindurch seelsorgerlich betreut hatte und die ihm zur zweiten Heimat geworden war. Freud und Leid hatte er mit den Mitterteichern geteilt, nicht zuletzt in den dunklen Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft und des Zusammenbruchs bei Kriegsende. Über alle Krisen halfen ihm immer wieder sein frommer Sinn und ein unerschütterliches Gottvertrauen hinweg. Nicht theologisch-kritische Spekulation oder eine alles Althergebrachte stürmen wollende Pastoral lieferten Josef Neidl die Maximen seines seelsorgerlichen Tuns, vielmehr der schlichte, unproblematische Glaube des Elternhauses und seiner theologischen Lehrer. Er kennzeichnete auch seine Weise zu predigen und die Glaubenswahrheiten an die ihm Anvertrauten weiterzugeben. Der Geistliche Rat war im besten Sinne des Wortes Volksseelsorger.

Gott aber begegnete der Heimgegangene nicht nur in der Schrift und in den Werken ihrer Ausleger. Gottesoffenbarung erfuhrt er nicht zuletzt in der Musik. Der ehemalige Domchorsänger war mit Domkapellmeister Dr. Theobald Schrems, einem gebürtigen Mitterteicher, eng befreundet. So kam denn seine Begeisterung für die a-capella-Musik eines Palestrina oder Orlando di Lasso und den Gregorianischen Choral nicht von ungefähr. Josef Neidl war zutiefst vom Geist dieser Musik geprägt, auch wenn er darüber nur im Kreis seiner engsten Freunde behutsam zu sprechen pflegte. Musik verstand der Geistliche Rat als jenen geistigen Freiheitsraum, dem er entscheidend auch seinen Herzensfrieden und sein frohgemutes Wesen, ja seinen Humor verdankte.

Mit Pfarrer Josef Neidl schied ein Mann von uns, der Mitterteich weithin geistig-religiöses Profil gegeben hatte. Die Analen der Stadt werden sein Wirken dankbar vermerken."

Quelle: Albert Panzer - Nachruf in "DER NEUE TAG" am 11.11.1976